Die Schufa und das HPI – eine neue Dimension im Datenschutz


Schutzgemeinschaft für allgemeine KreditsicherungDie deutsche Auskunftei Schufa überlegte, Daten aus sozialen Netzwerken zur Auswertung der Bonität von Kunden zu verwenden. Es sollte ein Forschungsprojekt werden.

Die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, hatte zusammen mit dem Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam, das Projekt SchufaLab@HPI zur „Analyse und Erforschung von Daten aus dem Web“ gestartet. Damit wollte sie sich langfristig die Qualitätsführerschaft unter den Auskunfteien in Deutschland sichern. Wie weit ist es möglich, strukturierte Daten wie Namen, Orte, Datumsangaben aus dem Internet herauszufiltern umso um ein aktuelles Meinungsbild zu einer Person zu ermitteln? Dafür wollte die Schufa 200.000 Euro pro Jahr zahlen. Doch wie kommt man verdeckt an Kontakte, Adressen und insbesondere Adressänderungen anderer Nutzer heran?

  • Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, wo man auch die Kontakte der Mitglieder betrachten könne, um Beziehungen zwischen Personen zu untersuchen
  • Daten aus Personensuchmaschinen wie Yasni oder 123people
  • Geodatendienste wie Google Street View
  • Daten aus Mitarbeiterverzeichnissen von Unternehmen oder den Autorenkatalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Daten aus beruflichen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn
  • Automatisierte Identifikation von Personen öffentlichen Interesses, Verbraucherschützern und Journalisten

Aber das Projekt brachte die Schufa auch unter Druck, ihre aktuellen Bewertungsmethoden transparenter zu machen. „Welche Daten dazu führen, ob jemand als zahlungsfähig eingestuft wird, ist jetzt schon umstritten“, kritisierte Leutheusser-Schnarrenberger bei „Spiegel Online“.

Die Politik kündigt Widerstand an. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) warnte die Schufa ausdrücklich vor einem Schnellschuss: „Die Schufa darf nicht zum Big Brother des Wirtschaftslebens werden.“ Es dürfe nicht passieren, dass Soziale Netzwerke systematisch nach sensiblen Daten abgegrast werden, die dann in Bonitätsbewertungen einfließen, sagte sie. „Hier würde das Recht auf informationelle Selbstbestimmung massiv verletzt.“ Hier würde das Recht auf informationelle Selbstbestimmung massiv verletzt. Quer durch alle Parteien schlossen sich Politiker dieser Kritik an.

Der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert sagte dem Radiosender NDR Info: „Sollte die Schufa die gewonnenen Daten tatsächlich einsetzen, wäre das eine völlig neue Dimension.“


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